Ich hatte Zeiten, da war ich nie allein.
Immerzu war Geplapper in meinem Kopf. Über das, was ist, was war und was noch kommt. Das Geplapper diskutierte über vergangene Situationen und griff Kommendem vor…
Und das ungefragt! Nie herrschte Ruhe! Und ich bemerkte dieses Dauerfeuer nicht…
Geplapper im Kopf
Hinter dem Geplapper versteckt sich bekanntlich das, was wir Ego nennen, und Teil unseres Geistes ist. Geist ist zweifelsohne gut. Hilft der doch beim Denken und Entscheiden. Aber es ist eben auch so eine Sache hin mit dem Geist. Er ist Narzisst, Poser, Besserwisser, Quengler. In Personalunion. Ein Tausendsassa – und deswegen uns oft einen Schritt voraus.
Über die Zeit, habe ich gelernt, mein Ego, meinen Geist zu befrieden.
Nicht zu 100% – doch so weit, dass ich zeitweise staune ob der anhaltenden Stille im Kopf. Wenn auf Teufel komm raus sich kein Gedanke aus der Deckung wagt.
Habe ich also ALL mein Geplapper aus dem Kopf verbannt? Nein! Es hat immer noch die Angewohnheit, zu unpassenden Zeiten Aufmerksamkeit zu fordern.
Zum Beispiel in der jetzigen Zeit, wo vieles sich immer wieder ändert und doch in so vielem Stillstand herrscht. Wo mich diese Gleichzeitigkeit anstrengt. Wo ich merke, dass ich Unruhe in mir habe, die von meinem Geist ausstrahlt in den ganzen Körper: Ich spüre Erschöpftheit, ich spüre Schmerzen und einen total verwirrten Darm…
Chaos allenthalben!
Kennst du? Ja? Dann bist du in diesem Text richtig, denn:
Damit das für das Ego, den plappernden Geist eben KEIN gefundenes Fressen ist, gibt’s von mir heute drei Strategien, mit denen du dein Geplapper im Kopf reduzieren kannst.
Alle drei habe ich probiert, alle drei wende ich an – und alle drei haben ihre Berechtigung. Je nachdem, in welcher Kostümierung sich mein Ego eben zeigt.
#1 Aussperren | Der penetrante Hausierer
Manchmal klingeln komische Typen an der Tür. Sie wollen dir vollendete Erlösung verkaufen, oder zehn Zentner Kartoffeln, oder die Sterilisierung deiner Gehwegplatten.
Hausierer! Und da machst du am besten gar nicht erst auf. Lässt dich am besten gar nicht erst auf Diskussionen ein!
Hausierer lässt du am besten draußen.
VOR deiner Haustür. VOR deiner Gedankenwelt.
Wenn du merkst, dass sich Hausierer vor deiner geistigen Haustür tummeln, dann sperr sie aus.
Warum Aussperren wichtig ist?
Weil es nicht sein kann, dass Fremde in dein Reich eindringen!
So geht Aussperren:
Leg dir ein Kraftfeld um deinen Kopf. Stell dir vor, wie die Gedanken-Hausierer auf das Kraftfeld treffen und daran abprallen (ein bisschen wie bei Star Wars oder Harry Potter).
Weniger effektiv, aber auch völlig ok: Tu was Anderes. Lenk dich ab, mach eine 180 Grad-Wende in dem, was du gerade tust.
Protego Maxima – Fianto Duri – Repello Inimicum
Vorteil:
Es geht schnell. Ein Kraftfeld ist schnell hochgezogen. Ablenkungen finden sich überall.
Nachteil:
Gerade Ablenkungen wirken nicht auf Dauer und schaffen evtl. neue Abhängigkeiten. Und das Kraftfeld ermüdet unter Dauerfeuer. Manchmal bricht es dann zusammen. Und die ausgesperrten Gedanken strömen mit aller Wucht auf dich ein…
Mein Fazit:
Ist wie Erste Hilfe. Mach ich, aber nicht so gern – eben wegen der drohenden Retourkutsche.
#2 Aussitzen | Die quengelnde Kinderschar
Manchmal wollen alle was von dir – und zwar alle gleichzeitig. Fühlt sich ein bisschen an, als wärst du in eine quengelnde Kinderschar geraten: Jedes Kind hat genau JETZT genau DIE Ansage an dich!
Warum Aussitzen wichtig ist?
Weil es nicht sein kann, dass du vollends vereinnahmt wirst von Wünschen Anderer.
So geht Aussitzen:
Du siehst alle deine gleichzeitig auf dich einprasselnden Gedanken als solch eine Kinderschar. Und trickst sie aus, indem du dir die geringe Aufmerksamkeitsspanne kleiner Kinder zunutze machst. Du versprichst deinen Gedanken-Kindern verbindlich, dass du dich ihrer annimmst, sobald deine aktuelle Aufgabe beendet ist. Und dann machst du weiter mit deiner Aufgabe.
Viel Lärm um nichts.
Vorteil:
Die Gedanken-Kinder fühlen sich respektiert und ernst genommen. Und tragen ihr Anliegen dann, wenn du deine Aufgabe erledigt hast, oftmals nur noch sehr reduziert vor. Einige haben ihren Wunsch vergessen, einige sind anderweitig beschäftigt, und der Rest hat die Zeit wohl genutzt, wichtiges von unwichtigem zu trennen – und so bleiben nur die wirklich relevanten Gedanken übrig.
Nachteil:
Es kann sich ein bisschen einsam anfühlen, wenn alle wieder ihr eigenes Ding machen… Ne, jetzt ernsthaft – ich sehe keinen Nachteil.
Mein Fazit:
Macht Spaß. Vor allem, wenn am Ende nix übrig bleibt vom anfänglichen Buhei.
#3 Entlarfen | Der ewige Lamentierer
Manchmal gibt es Menschen um dich herum, die erzählen dir seit ewigen Zeiten die ewig selben Geschichten. Ausgeleierte Witze, nicht endende Lamenti. Nie was Neues.
Menschen, die sich im Jammern gefallen, sich darin wohl fühlen, nur zu lamentieren. Wer lamentiert, muss ja erstmal nix machen. Und bleibt unbelehrbar.
Dein Ego macht das auch. Wie ein Lamentier-Weltmeister erzählt es dir immer und immer wieder von seinen Befürchtungen, seinen ollen Erfahrungen und dass die das Maß von allem sein sollten, denn damit wärst du doch immer gut gefahren und auf der sicheren Seite und überhaupt…
Warum Entlarven wichtig ist?
Weil es nicht sein kann, dass andere ihre ollen Bedenken bei dir abladen.
So geht Entlarven:
Du musst den Lamentierer klar in seine Schranken weisen. Ein Wegwischen, ein Vertrösten hilft nicht viel. Denn der kommt eh wieder durch die Hintertür rein. Also: Mach eine klare Ansage. Sag: „Danke, dass du deine Bedenken vorträgst, ich höre dich. Aber du erzählst mir nix neues. Bitte erzähl mir von (d)einem neuen Ansatz/Gedanken.“ Sehr schnell wird es sehr still sein.
Du beleidigte Leberwurst!
Vorteil:
Ist kompromisslos. Du konfrontierst das Ego mit sich selbst. Radikaler geht’s kaum.
Nachteil:
Du musst ein bisschen Mut aufbringen, deinem Ego so radikal gegenüber zu treten. Du stößt es massiv vor den Kopf. Es wird beleidigt sein. Aber ganz ehrlich – das isses wert!
Mein Fazit:
Sehr genug tuend – vor allem, weil du klar stellst, wer hier für innovatives Denken zuständig ist.
Das waren sie, meine drei erprobten Strategien. Ich sag nicht, dass es einfach ist, das Geplapper im Kopf auszuschalten. Runter drehen reicht schon! Dranbleiben, nicht einschüchtern lassen!
Wie funktioniert denn nun Geist?
Dein Geist folgt seiner Obsession, beständig Gedanken zu produzieren. Aus Gedanken Szenarien zu kreieren. Szenarien zu Drehbüchern zusammenzuschreiben.
Versteh‘ mich nicht falsch: Tagträume, Traumreisen, das Visualisieren von kommenden Herausforderungen sind eine gute Sache. Sie erlauben das Manifestieren des zukünftigen Ziels im Hier und Jetzt. Genau dafür entscheidest du dich aber sehr bewusst!
Dein Geist ist aber viel zu oft ein unbewusster Teil von dir, auch wenn er immer gegenwärtig – präsent! – ist.
Dein Geist interessiert sich nämlich nicht für Gegenwart! Der will dir Geschichten erzählen, von dem was war, was besser hätte laufen können, von dem was kommt und vor allem von dem, was an Gefahren lauern außerhalb seines Horizontes. Doch weil er sich immer nur mit sich selbst beschäftigt, ist sein Horizont sehr, sehr, SEEEHR beschränkt.
Er hat es sich eben bequem gemacht in der ewigen Wiederholung der ewig selben Gedanken, Szenarien, Drehbücher… Eigentlich eine arme Sau…
Und weil er Angst hat vor Neuem, vor Veränderungen, lenkt er dich ab mit seinen Gedanken, seinen Szenarien und Drehbüchern. Auf dass du ja nicht auf die Idee kommst, Neues zu denken, Veränderungen zu wagen.
Dein Geist will immer der Regisseur sein. IMMER!
Und er will, dass du nach seiner Pfeife tanzt. IMMER!
Du erkennst, worauf ich hinaus will?
Du solltest deinem Geist Paroli bieten! Ihn einhegen. Die Führung übernehmen!
Das erfordert Mut. Bringt dir aber Stille im Kopf!
Also! Bleibe mutig und neugierig!
Ich schließe mit…
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Literatur
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