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Jahresrückblick 2023 | Ungeordnete Tage

Gleich zu Beginn ein Gedicht von einem der ganz Großen. Es begleitet mich seit dem 01. Dezember 2023, es ist der Auftakt meines lange vor mir her geschobenen Jahresrückblicks.

Wenn es Winter sein wird, werde ich Erinnerungen haben,
sanfter, reicher und herrlicher denn je.
Ich fühle das. Als ob ich
kostbare Gewebe in Truhen hätte,
die ich nicht öffnen kann, weil ungeordnete Tage
wie schwere Gefäße auf ihren Deckeln stehen.
Einmal wird Ordnung sein,
und ich werde die Deckel heben
und durch dichten Duft
nach den Stoffen greifen,
die zu entfalten ein Fest ist.
– Rainer Maria Rilke –

Besonders erinnert es mich daran, dass meine Truhe, wenn auch überraschend, weil erst auf bewusstes Erinnern hin, am Ende des Jahres doch gut gefüllt ist.

Dieses vergangene Jahr war anstrengend. Erneut eine Zumutung, im privaten und globalen, im Innen wie im Außen.

Und dennoch finde ich in der Rückschau Gutes. Erinnerungen, die mich wärmen, die mich versöhnlich stimmen mit meinem Leben.


Reich beschenkt

Geburtstag

Die Weihnachts-Schenkerei des Vorjahres geht im Januar nahtlos in die Geburtstags-Schenkerei über. Mein Highlight ist das Päckchen von C, voll mit 7 guten Gaben, aus denen ich meinen eigenen Geburtstagskalender mache und so an 7 Tagen was zum Auspacken und Freuen habe.

Quelle: Marit Mueller

Breathworks

Im März erlebe ich die Breathworks-Gründerin Vidyamala Burch in einem exklusiven Online-Vortrag für die deutschsprachige Sektion von Breathworks. Es ist unglaublich berührend und ein Erlebnis, das lange nachhallt.

Königskinder-Treffen

Ich hoffe, dass ich mit C und M diese Beinahe-Tradition lange aufrechterhalten kann. Zugegeben, die Terminfindung ist das eigentlich Spannende. Denn der Tag selbst, ist so wunderbar entspannt. Im Grunde banal, und doch einer meiner Höhepunkte.

Quelle: Marit Mueller

Klemmbausteine

Seit dem Sommer bewerfen wir uns mit Klemmbausteinen, der beste Beinahe-Ehemann von allen und ich. Er behauptet, dass dies bunte Ergotherapie ist. Ein wenig stimmt das. Ich mach trotzdem mehr mit der linken Hand, die rechte handlangert wie eh und je.

Bisher habe ich ein lilafarbenes Eichhörnchen, eine bunte Truppe „Gardians oft the Galaxys“, zwei Wellensittiche sowie Katz und Maus zum Leben erweckt. Verklemm-Frust und Klicker-Spaß halten sich die Waage.

Quelle: Marit Mueller

Zurück auf links

Apropos links. Mit der linken Hand fälsche ich jetzt auch die Unterschrift meiner rechten.


Reich beschenkt werde ich. Von den kleinen Momenten und Bildern. Die sich in der Rückschau doch zu einem ansehnlichen Haufen türmen.


Reichlich behindert

Akzeptieren, besser annehmen was ist, braucht Zeit. Und besonders die Aussöhnung mit sich selbst.

Das heißt für mich, mich mit meiner Behinderung, meinem -seien wir ehrlich- Unvermögen und mit meiner Abhängigkeit von anderen auseinander zu setzen.

Das heißt in 2023, drei Behinderten-Projekt anzugehen. Für zwei brauche ich eine Hilfsmittelverordnung der betreuenden Neurologin. Alle drei bringe ich zum Abschluss, aber jeweils in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Gemütszuständen.

Und ja, ich habe jetzt (m)ein Sanitätshaus mit einem Rolli- und einem Anzugmann: https://www.orthovital.de 

Pflegestufe

„Was? Du hast noch keine???“ – Die Beantragung ist einfach, online. Die Grausamkeit liegt in der notwendigen Beurteilung meiner Selbst durch den Medizinischen Dienst der Krankenkasse. Die Auseinandersetzung mit meiner Behinderung, meinem Unvermögen, meiner Bedürftig- und Hilflosigkeit ist schmerzhaft, tränenreich. Reich an Verlusten der Selbst.täuschung.

Mein eigenes Unvermögen nüchtern zu benennen und gleichzeitig mir meinen Selbst.wert zu bewahren, fällt mir schwer. Bis heute, und auch morgen.

Ich lasse Federn. Die Pflegestufe wird ohne Beanstandung gewährt.

Rollstuhl

„Was? Du hast noch keinen???“ – Die Beantragung übernimmt das betreuende Sanitätshaus anhand der Hilfsmittelverordnung, drei Dinge stehen drauf: Nr.1 Aktivrollstuhl, Nr. 2 Alber E-Motion M25 kraftverstärkender Zusatzantrieb, Nr. 3 Sitzkissen für Leute ohne „Arsch in der Hose“.

Nr. 3 geht am flottesten, nach weniger als 1 Monat ist es bewilligt; sitzen kann ich schonmal. Nr. 1 und 2 brauchen eine Einschätzung des Medizinischen Dienst der Krankenkasse, weil die Frage steht: Brauch ich den teuren Kram wirklich? Die Gutachter lassen sich Zeit, ich werde hingehalten und die Fristen werden seitens der Krankenkasse ausgereizt bis zum Äußersten. Dann ist Nr. 2 genehmigt. Jetzt kann ich sitzen und Räder rollen. Nur auf oder von was? Die Bewilligung von Nr. 1, der Grundlage für alles andere, kommt wie von Zauberhand einen Tag nach energischem Nachhaken seitens des betreuenden Sanitätshauses.

Ein Viertel Jahr braucht es zur vollständigen Bewilligung. Ich lasse keine Federn, denn ich investiere hier keine große Energie. Der ganze Rollikram kommt im neuen Jahr zu mir. Das Gebaren der Krankenkasse ist armselig.

Exopulse Mollii Suit

Viel Energie fließt in dieses dritte Projekt.

„Was? Das kenne ich nicht.“ –Wer als (Nicht)Betroffene:r die mdr-Sendung „Einfach genial“ vom 23.03.2023 sieht, hat klar einen Wissensvorsprung. Meine Fachärztin hat ihn nicht: In meiner Neurologischen Praxis bin ich die erste, die eine Hilfsmittelverordnung zum Exopulse Mollii Suit will. Viele aus dem erweiterten Bekanntenkreis sind da informierter. Traurig.

Infos zum Exopulse Mollii Suit gibt’s hier https://www.orthovital.de/exopulse-mollii-suit

Meinen Probentag mit Screening habe ich im Juni, nach gut 2 Monaten Wartezeit. Mir geht so die Muffe, dass mein ganzer Verdauungstrakt verrück spielt: Was, wenn der Mollii Suit bei mir anschlägt? Was, wenn nicht? Die Erwartung zu dämpfen, ohne Hoffnung in den Anzug zu steigen, ist kaum möglich.

Aber nach 1 Stunde Anzug tragen (v)erlebe ich die lebendigsten 23 Stunden seit Langem. Danach bin ich 48 Stunden wie auf Entzug.

Es folgt die Beantragung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse, die Ablehnung, mein Widerspruch, die wiederholte… Du ahnst das Spiel. Ich reiche meinen zweiten, ausführlichen Widerspruch gegen die Ablehnung ein. An dem Text schreibe ich viele Tage. An dem Text, an dem Zwiespalt aus „euch argumentier‘ ich‘s“ und „was will denn ich kleines Licht“ lasse ich Federn über Federn.

Das argumentative Anrennen gegen die Institution Krankenkasse, gegen deren Innovations-Wegignorieren erzeugt in mir eine Unruhe, ein Kochen, dass ich von einer Klage vorm Sozialgericht absehe, sollte das Entscheidungsgremium der Krankenkasse jemals von sich hören lassen. Der Exopulse Mollii Suit hängt privat finanziert seit November bei mir aufm Bügel. Oder an mir.

Quelle: Marit Mueller


Zwei der drei Projekte sind mehr als überfällig. Dass ich sie in diesem Jahr angehe, macht mich auf mich selbst stolz. Zeigt es mir doch, dass ich doch noch was erledigen, organisieren kann.

Gleichzeitig zermürbt mich dieses Bittstellen bei den Institutionen. „Es steht dir doch zu!“, heißt es. Mag richtig sein. Aber meine Bedürftigkeit nachweisen zu müssen, mich erklären zu müssen, mir meine Behinderung täglich selbst einzugestehen, ist ein Kampf mit mir selbst. Ich denke, dass ich ihn bis zum Schluss austragen werde.

Diese Stoffballen schau ich mir also mit einem stolzen wie mit einem traurigen Blick an. Denn ich kann es drehen und wenden: Erarbeitetes und Verlorenes sind hier dicht miteinander verwoben.


Reich finanziert

Digitales

Zum Jahresanfang kaufe ich mir einen neuen Windows-PC. Meine Möhre mit Windows XP hat ausgedient, sie war viele Jahre mein emsiger digitaler Arbeiter. „Der Neue“ hat SSD-Platten drin (ja, vielleicht für dich nix bewegendes) und ich bin bis heute fasziniert vom „Klick. An.“ und „Klick. Aus.“

Bequemes

Von über 3 Jahre zu viel gezahlten Rezept-Zuzahlungen finanziere ich endlich meinen elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch. Was für eine Wohltat, eine Arbeitsfläche niedriger als 75 Zentimeter zu haben. Mit hoch/runter ganz nach Laune. Der Arbeitsbereich wird mir vom besten Beinahe-Ehemann von allen auf- und umgebaut. Ich muss nur Wünsche äußern und Schräubchen beaufsichtigen.

Quelle: Marit Mueller

Informationen

Ich halte mein digitales Abo der Wochenzeitung Die Zeit. Das tut finanziell einmal kurz weh, und sonst bin ich froh über meine Entscheidung und dankbar für guten Journalismus.

Leben

Ich halte auch meine Unterstützung der Jugendarbeit in der St. Michaels Gemeinde in Zhytomyr/Ukraine. Mehrfach unterstütze ich Mike, der als @ellie.on.the.road auf Instagram über seine humanitäre Arbeit für/in der Ukraine berichtet.

Haben ohne Nutzen

Meine Bahncard nutze ich in diesem Jahr kein einziges mMal. Die letzten Bonus-Punkte löse ich im Herbst in eine halbwegs sinnvolle Prämie ein. 2024 kündige ich die Bahncard. Auch meinen Freifahrtschein für den Nahverkehr erneuere ich im Herbst nicht mehr. Der Öffentliche Verkehr (ÖV) in nah und fern ist für mich nicht mehr sicher und aufwandsarm nutzbar. Solange diese Barrieren bestehen, genügen meine bisherigen 30 Jahre im überfüllten, oft überfälligen ÖV.


Ich bin zufrieden, mit meinen größeren Ausgaben. Mehr gibt es dazu kaum zu schreiben. Insbesondere die Unterstützungsgelder sehe gut verwendet und keinen Tag stelle ich sie in Frage. Alle füllen sie meine Truhe, wenn es nur mit Gewissheit ist, im Kleinen zu wirken. Schmetterlingseffekt und so.

Selbst die aufgegebenen Ausgaben erfüllen ihren Sinn. Erkennen, wann es Zeit ist, von den „sunken costs“ abzulassen.


Verlust.Reich

Es sind die Verluste im eigenen kleinen Leben, die hängen bleiben. Die weh tun.

Onkel Dieter | Seine Beisetzung ist klein und schön. Ein „was wäre, wenn“ ist mühselig.

Maitrilila | Die Nachricht ihres Todes erreicht mich im April und völlig unerwartet. Ihr habe ich meinen einzigen Blogartikel in diesem Jahr gewidmet. Sie fehlt mir sehr.

Papa D | Nur die letzten 4 Stunden erlebt er im Krankenhaus, und auch die nicht allein. Und dann lässt er los. Es ist Anfang Juli.

Irmi | Sie beglaubigt mir viele Dokumentenkopien für ganz wenig Geld, in einer längst vergangenen Zeit. Sie stirbt Mitte August, und ihre Totenfeier ist farbenfroh.

Herr K | Er lässt ganz virtuos die schweren Griffe und Töne am Klavier links liegen, unentdeckt bis zum Schluss. Er stirbt Mitte August.


Auch das sind Stoffe, für die ich dankbar bin. Die ich vielleicht nicht entfalte, noch nicht. Die aber die meinen sind, die mir Erinnerungen an viel Frohes schenken, die das Traurige mit der Zeit versöhnlich erscheinen lassen mögen.

Weltumspannend sind in diesem Jahr jene bekannten Menschen gestorben:

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/diese-promis-persoenlichkeiten-dieses-jahr-gestorben-tot-100.html, 30.12.2023


Welten.Reich

Wegzuschauen ist keine Lösung. Es ist einfach nur einfach. Macht aber nichts besser.

Es gibt kein Recht auf ein von der Geschichte unbelästigtes Leben.
– Nils Minkmar, Journalist –

Diesen Satz habe ich gefunden in: Thorsten Fuchs: Warum wir hinsehen müssen, in: Wochenende Ein Magazin des RedaktionsNetzwerks Deutschland, 16./17.12.2023

Ganz ehrlich, ich wäre auch gerne eine dieser Unberührten, die entweder blind oder ignorant oder egoistisch durch Leben gehen. Von wenig mehr berührt außer sich selbst. Mit keiner dieser Gaben bin ich gesegnet. Deswegen ich mir Nachrichten, Hintergrundberichte, Kommentare und Analysen reinziehe. Auch weil ich den Anspruch an mich selbst habe, hinzusehen. Und das für länger als bis zur nächsten Schlagzeile.

Trotzdem bleibt alles, was ich ab hier schreibe, unvollständig und subjektiv. Für mich wichtige Medienbeiträge verlinke ich auch.

Überblicke 2023: Eine Auswahl

ZEIT Online | zeigt einen Jahresrückblick in Bildern: https://www.zeit.de/politik/2023-12/jahresrueckblick-bilder-2023-fs

Die Recherche-Plattform Correktiv.org | zeigt in ihrem Jahresrückblick die „hartnäckigsten Narrative der Desinformation und die meistgelesenen Faktenchecks des Jahres“ (Zitat aus WhatsApp Kanal CORREKTIV.Faktencheck , 22.12.2023): https://correctiv.link/faktencheck-jahresrueckblick-2023

Überthemen 2023: Meine Auswahl

Drei stehen exemplarisch für viele.

Ukraine

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist ein Paradebeispiel für ein „Ja! Kein Aber.“ Es gibt vielleicht Erklärungen, aber keine Rechtfertigung.

Es ist Jahr 2 des Angriffskrieges. Und es beginnt, Nachrichtenroutine zu werden, zu ermüden. Ich halte mich wach, indem ich jeden Donnerstag einige für mich relevante Beiträge in meinen WhatsApp-Status schiebe. Eine Belästigung meiner Messenger-Kontakte für 24 Stunden.

Der Krieg dagegen geht an jedem Tag des Jahres weiter, in Erinnerung bleibt mir dies: Im Juni zerstört eine Explosion den Kachowka-Staudamm im südlichen Teil des Dnipro. Riesige Flächen, u.a. auch Teile von Kherson werden überflutet. | Das sog. Getreideabkommen läuft im Juli aus – Russland verlängert es nicht, bombardiert stattdessen ukrainische Häfen am Unterlauf der Donau. | Die Ukraine bekommt sog. Streumunition von den USA geliefert. | Russland wird mit Drohnen und Munition von Iran und Nordkorea unterstützt. | Der freie Journalist Arndt Ginzel eröffnet mit seinem Film „White Angels – Das Ende von Marinka“ das Internationale Festival für Dokumentar- und Animationsfilm.

(Vertreter von) EU und USA betonen immer wieder ihr „whatever it takes“. Alle Entscheidungen sind zäh, mühsam, langsam und irgendwie „too little, too late“. Im Januar 2024 höre ich zum ersten Mal „whatever we can“, vom US-amerikanischen Präsidenten.

„WTF“ – was, wenn es nicht gelingt. Trau ich mich M nicht zu fragen.

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LESEN | Zeit Online: Leben in der Ukraine: Tagebuch aus Kiew | https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2022-05/leben-ukraine-krieg-kiew-tagebuch

LESEN | Zeit Online: Wer hat Nord Stream gesprengt | https://www.zeit.de/politik/2023-09/nord-stream-pipelines-anschlag-jahrestag

HÖREN | ARD, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung: Tatort Ostsee – Wer sprengte die Nord Stream-Pipelines? | https://www.ardaudiothek.de/sendung/tatort-ostsee-wer-sprengte-die-nord-stream-pipelines/94805558/

SEHEH | SRF Kultur Sternstunde Philosophie: Sofi Oksanen: Sexuelle Gewalt ist Teil der russischen Kriegsstrategie | https://youtu.be/jO64NeIuWIM

 

Israel

Der Nahost-Konflikt ist ein Paradebeispiel für ein „Ja! Und…“. Vor all den ewigen Verletzungen, all den Gleichzeitigkeiten kann ich nur untergehen mit meinem Kommentar. Und das, nicht ohne ausreichend viele Fettnäpfchen mitzunehmen.

Mein Versuch geht so: Der terroristische Überfall der Hamas am 07. Oktober 2023 auf v.a. israelische Zivilisten erfolgt geplant, gezielt und dient dem alleinigen Zweck, Leben zu schänden und auszulöschen. Das Wort Zivilisationsbruch scheint mir angemessen. Und hier endet mein Versuch. Ich scheitere an der Komplexität.

Ich erlebe aber, wie sofort auch meine Aufmerksamkeit umgelenkt wird. Weg vom Ukraine-Krieg. Tage später weg von den Geiseln, auch weg von den Opfern und Hinterbliebenen des Massakers. Aber irgendwie auch weg von den Palästinensern in Gaza. Es ist ein nicht endendes „Ja! Und…“ – weil hier auch rein gar nichts im Reinen ist und hier auch rein gar nichts ins Reine kommen darf: zu viele Interessen und Interessierte, zu viele Gleichzeitigkeiten, zu viele haben Recht wie Unrecht. Und den Palästinensern, im Gazastreifen wie im Westjordanland, widerfährt großes Leid und Unrecht! Auch das sehe ich.

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LESEN | Zeit Online: Geiseln im Gazastreifen. Der Kleinste ist neun Monate, die Älteste 85 Jahre | https://www.zeit.de/politik/2023-10/gazastreifen-geiseln-hamas-israel-auswirkung

LESEN | Zeit Online: Hamas-Angriff auf Israel. Die Spuren unsäglicher Taten | https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/hamas-angriff-israel-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit-beweise-tel-aviv

SEHEN | ZDF auslandsjournal: Hamas-Attacke auf Festival: Wie alles begann | https://youtu.be/wr3n5glUDwk

SEHEH | ARTE Doku: Israels Kampf der Stämme | https://youtu.be/GPpCsnu5Imw

 

Berg-Karabach

Warum Berg-Karabach? Vielleicht, weil der Name dieser Region für mich seit jeher was Wohlklingendes, Geheimnisvolles hat? Vielleicht, weil Opa W auf seiner wohl einzigen Dienstreise ins sozialistische Ausland, nach Jeriwan in der Sowjetrepublik Armenien, einst Irina kennenlernte?

Der ewige Konflikt über Territorium, Religion, Gesellschaftsform hat sich 2023 „soweit geklärt“. Es gibt Sieger und Verlierer. Zurück bleibt Unrecht, Leid, Hass, Misstrauen. Geklärt ist gar nix.

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LESEN | Zeit Online: Armenien. Der beschwerliche Weg zur Demokratie | https://www.zeit.de/thema/armenien

SEHEH | SRF: Konfliktzone Kaukasus – Unterwegs mit Russland-Experte Christof Franzen | https://youtu.be/NG2vU5DiFCw

 

Das Viele andere. Weiter unvollständig.

Der auch von mir vergessene „forgotten war“ in Sudan. Die Unterdrückung der Uiguren in China. Die Revolution in Iran: „Frau. Leben. Freiheit“ und der Friedensnobelpreis für Narges Mohammadi. Das Erdbeben in Türkei und Syrien. Das Zündeln Nordkoreas. Die Hegemonialansprüche Chinas ggü. Taiwan.


Was bleibt? Was kommt?

Wird’s besser, wird’s schlimmer? Fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich. Leben ist immer lebensgefährlich.
– Erich Kästner –

Bei mir

Was bleibt | ist ein Jahr reich an Anstrengungen.

  • Einige lohnenswert, mein behinderter Orga-Kram vor allem.
  • Einige, die ich nicht mit Verve verfolgt habe, mein ganzer Digitalauftritt-Kram vor allem.

Was kommt | ist mein Hoffen auf die Kraft, meine eigene Zuversicht neu zu be.leben. Ich will

  • Eine Hochstufung meines Behindertenausweises. Ich will ein a vor dem G.
  • Doch umsetzen, wovon ich seit geraumer Zeit hier schreibe: eine schöne Webseite. Mehr als nur Blog.
  • Mich nicht wegducken, vor den Unsäglichkeiten der Welt. Ich will ehrlich sagen können: Ich sehe deinen Schmerz und das Unrecht, das dir widerfährt. Auch zu mir selbst.

Im Lande

Was bleibt | ist ein Jahr reich an überzogenen Vorstellungen, unvollendeten Verlautbarungen. Arm an großen Linien und Visionen. Dem Ausrufen der Zeitenwende folgt die Beteuerung, dass es nicht weh tun wird: Das ist ganz nah am Perpetuum mobile – wir bewegen uns voran, ganz ohne Reibungsverluste.

Ich will nicht sagen, ich sei vom Inhalt der Regierungspolitik enttäuscht. Sie hat bisher vieles auf den Weg gebracht, nach 16 Jahren Bewegungsarmut. Enttäuschend ist die Art der Kommunikation, über das Erreichte. Enttäuschend ist das Gebaren der gelben Opposition mitten in der Regierung. Enttäuschend ist das populistische Gebaren in Teilen der demokratischen Opposition.

Was kommt | sind sommerliche Stadtratswahlen. Überpünktlich erreicht mich zum Ende 2023 ein Gruß der Wahlkreis-Kandidaten jener Partei, die sich mit ihrem Flyer umgehend in mein persönliches Wahl-Aus katapultiert: Populisten-Rhetorik zu übernehmen lässt eine demokratische Partei nur armselig erscheinen und entlarvt ihre Schwäche an Argumenten und Ideen.

Quelle: Marit Mueller

Was kommt, sind drei Landtagswahlen, eine auch in meinem Bundesland. Ich spüre echtes Unbehagen deswegen, dass Demokratie bröckelt. Dass immer weniger hingucken wollen, dass das private Bullerbü reicht, solange eigene Pfründe gewahrt sind.

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LESEN |Zeit Online: NS-Rhetorik der AfD. Wie Rechte reden | https://www.zeit.de/2023/40/ns-rhetorik-afd-bjoern-hoecke

HÖREN | Dlf Der Rest ist Geschichte: Am Ende entscheidet Karlsruhe: Die Geschichte des Bundesverfassungsgerichts | https://www.deutschlandfunk.de/und-am-ende-entscheidet-karlsruhe-geschichte-des-bundesverfassungsgerichts-dlf-c6ecb305-100.html

HÖREN | mdr Aktuell: Wahlkreis Ost – Der Politik-Podcast aus Leipzig | https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/wahlkreis-ost/index.html

 

Aufm Globus

Was bleibt | ist ein Jahr vieler Kriege, Naturkatastrophen, sich aufschwingender Despoten. Institutionen, die blockiert sind aufgrund von Regularien, die aus der Zeit gefallen sind. Menschen, die aufgewiegelt, verunsichert sind.

Was kommt | sind die Fortsetzungen, Vertiefungen von dem, was ist. Die Welt bleibt im Umbruch. Das alte, träge Europa droht, seinen Zenit zu überschreiten. Die Weltgemeinschaft verliert sich währenddessen im Klein-Klein, springt auf Nebenschauplätze auf und verliert die großen Linien aus dem Blick.

Ich spüre Unbehagen vor einer Welt, in der weiterhin nur wenige Mächtige den Weltenlauf weiter nach ihren Ideologien formen. Für andere Wenige. Du und ich gehören eher nicht dazu. Unsicherheiten lassen einfache Erklärungen plausibel, einfache Lösungen akzeptabel erscheinen.

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LESEN | „Die globalen Feuerteufel (Eine Kolumne von Michael Thumann): Die Huthi-Rebellen zündeln im Sinne von Putin und Ajatollah Chamenei. Die beiden wollen die globale Ordnung umkippen. Der wichtigste Krieg passiert jedoch in Europa.“ | https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-12/huthi-rebellen-gaza-russland-wladimir-putin-5vor8

HÖREN | „Der Tag Die USA wählen im November – Trump again?: Donald Trump führt derzeit in Umfragen zur republikanischen Vorwahl. Er hat damit reelle Chancen, nochmal US-Präsident zu werden – trotz laufender Strafverfahren. Was bedeutet das innenpolitisch? Und welche internationalen Folgen hätte das?“ | https://www.deutschlandfunk.de/trump-again-dlf-2e438d7e-100.html

LIVE SEHEN | Wir haben es in der Hand – ein Ausblick aufs Politikjahr 2024: Online Gespräch von „Freunde der Zeit, 07.02.2024, 19:00 Uhr | kostenfreie Anmeldung (per Email): https://verlag.zeit.de/freunde/ausblick/freunde-der-zeit/wir-haben-es-in-der-hand-ein-ausblick-aufs-politikjahr-2024/


Annehmen, was ist

Ich will eigentlich mit etwas Frohem diesen Text abbinden. Aber es ist, wie es ist. Es ist anstrengend und es bleibt anstrengend. Die unsäglich hohl besetzte Zeitenwende bricht an. Mag sein, dass ich die Ruferin bin, die Schwarzmalerin.

Ich denke, dass es noch eine Weile gut gehen wird, national wie international, das Geschehen vom Seitenrand zu beobachten, zu kommentieren. Aber ich denke auch, dass das nicht mehr lange reichen wird.

Danke, dass du dies liest.

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Große Teile des Artikels schreibe ich „zwischen den Jahren“ 2023, den Rest zu Epiphanias 2024.


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