Ich beschäftige mich sein einiger Zeit intensiv mit dem Ayurveda, der “Lehre vom Leben”. Zweimal konnte ich seine Wirkungen in den Behandlungen an mir selbst erleben, in einem südindischen Center. Jetzt, wo ich tiefer einsteige, beginne ich zu verstehen…, Zusammenhänge zu erkennen…
In jedem von uns findet sich eine einzigartige Mischung von drei Energieprinzipien, die der Ayurveda beschreibt. Diese Mischung formiert sich mit dem Zeitpunkt unserer Zeugung, sie begleitet uns unser ganzes Leben, sie macht unser Wesen in all seinen Facetten aus.
Lebensenergie
Die drei Lebensenergien, der Ayurveda sagt “Doshas”, sind Vata, Pitta und Kapha.
Vata steht für das Prinzip von Austausch, Bewegung und Abbau.
Pitta steht für das Prinzip von Transformation, Umwandlung.
Kapha steht für das Prinzip von Struktur und Stabilität, Aufbau und Erhalt.
Jeder von uns trägt eine einzigartige, individuelle Mischung der drei Energien in sich. Sie bestimmen unsere Konstitution, der Ayurveda sagt “Prakriti”. Prakriti bedeutet, dass wir uns mit genau dieser uns eigenen Mischung wohlfühlen und gesund sind. Im Gleichgewicht sind.
Wer ich war
Lange Zeit war ich nicht unbedingt proper aber gut proportioniert, ich war weder groß noch klein, weder dick noch dünn. Lange Zeit war ich auch mit mir selbst zufrieden. Eins mit mir, im Reinen mit der Welt. Und auch lange Zeit in meiner Prakriti. Ich denke, da war ich Kind.
Aber je älter ich wurde -das lerne ich heute- habe ich ganz langsam und unmerklich meine Prakriti verlassen. Haben die Umwelt und das Umfeld Aspekte meiner selbst überprägt.
Wer ich bin
In Indien Anfang 2013 habe ich das erste Mal erfahren, dass meine Prakriti Kapha-Pitta dominiert ist. Dass ich aber eine verstärkte Vata-Energie habe (destruktiv bspw. als emotionale Unruhe), welche sich bei mir, begleitet von einem verstärkten Pitta als Multiple Sklerose (MS) zeigt.
In der ayurvedischen Psychotherapie, welche ich seit 2014 verfolge, habe ich über mich erfahren, dass mein Pitta-Anteil -Feuer, Leidenschaft, Wille und Durchsetzungsvermögen- viel höher ist als von mir angenommen. Dass ich dieses Feuer aber über viele Jahre nicht gelebt, durch Prägungen fast unterdrückt habe. Dass mein Feuer nicht nach außen brennt, sondern nach innen. Dass es mich innerlich verbrennt.
Dies erklärt die unschönen Seiten meiner Selbst.
Zum einen das überaktive, destruktive Vata, welches in unerwarteten, ungeplant unangenehmen Situationen zeigt, als innere Unruhe und Unsicherheit.
Zum anderen ein überaktives, destruktives Pitta, welches als Jähzorn und die Neigung zur Selbstzerstörung aus mir herausbricht.
Und so schön es ist, seine Prakriti zu wissen. Wichtiger, so finde ich, ist es zu erkennen, ob man denn überhaupt (noch) in dieser ist, im Gleichgewicht.
Ob diagnostiziert krank, mit unklarer Diagnose oder im augenscheinlich gesunden Zustand: Es ist die Frage nach dem Ungleichgewicht der Lebensenergien zu stellen. Wo bin ich momentan. Bin ich im Gleichgewicht, in meiner Prakriti? Oder bin ich im Ungleichgewicht (der Lebensenergien), was der Ayurveda “Vikriti” nennt?
Ich habe eine ausgeprägte Vikriti. Meine drei Lebensenergien, die Doshas, habe ich mir komplett durcheinander gewirbelt. Unbewusst. Und nicht zum Guten.
Ich habe eine Vata-Pitta-Vikriti. Kapha wirkt kaum noch in mir…
Ich fühle mich gerade wie im freien Fall…
Seit gut zwei Jahren zeigt sich diese Vikriti, die ungesunden zerstörerischen Kräfte vermehrt auf Körperebene. Ich bin untergewichtig, ich habe in kurzen Abständen immer wieder Hunger, bekomme aber nicht viel hinter. Ich nehme nicht zu, trotz hochkalorischer Nahrung. Ich verdaue unregelmäßig. Ich friere vermehrt. Alles körperliche Zeichen für eine Vata-Dominanz.
Ironie des Lebens: Vor Jahren war mein Geist unruhig durch Vata, der Körper aber stabil durch Kapha. Jetzt aber, da schaffe ich es immer mehr, den unruhigen Geist zu besänftigen. Aber ich schaffe es nicht, dem Körper Substanz und Stabilität zu geben…
Wer ich sein werde
Und weil ich gerade bin, wie ich bin, lerne ich. Ich lerne über den Ayurveda. Ich will Beraterin in Sachen Gesundheit werden.
Für mich selbst. Um von mir und meinem Weg zu lernen. Um einen Weg zurück einzuschlagen.
Für andere. Um ihnen Möglichkeiten zu zeigen, ihren eigenen, gesunden Weg zu finden, einen Rückweg schneller einzuschlagen als ich.
Ich will wieder ins Gleichgewicht kommen. Raus aus dem freien Fall!
Wohin mich mein Weg führen wird?
Weiter…
Bildquellen
- 040_BlogImage-wide_by_Haeruman: https://pixabay.com/de/frauen-kunst-aktion-697928/