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Ayurveda und Coimbraprotokoll – Passt das?

… hab ich mich gefragt, als ich im Frühjahr 2017 von meiner Ayurveda-Therapie aus Südindien zurückkam – mit der Aussicht, im Spätsommer ins Coimbraprotokoll (CP) einzusteigen.

Nun, ich bin jetzt 2 Jahre im CP und hab den Ayurveda nicht aufgegeben. Da kann die Kombi nicht so verkehrt sein!

Und darum dreht sich’s heute: Wie „ticken“ diese zwei Therapie-Systeme? Wie sieht der therapeutische und lebensanschauliche Ansatz dahinter aus? Welche Regeln geben sie vor? Wo zeigen sich Gemeinsamkeiten, wo beharken sie sich vielleicht? – Und wie krieg ich das geregelt?

Inhalt

Der Ayurveda

… ist die Lehre vom gesunden und langen Leben. Ayurveda ist ein ganzheitliches Lebenssystem. Er betrachtet den Menschen als gesund, wenn diese 7 Punkte gegeben sind:

  • Die drei Körperenergien -Doshas- sind im (individuellen) Gleichgewicht.
  • Verdauung und Stoffwechsel funktionieren, der Ayurveda sagt hier: Das Agni -Verdauungsfeuer- arbeitet optimal.
  • Die Körpergewebe -Dhatus- sind stabil und richtig aufgebaut.
  • Die Abfallprodukte (Urin, Stuhl, Schweiß) -Malas- werden richtig ausgeschieden.
  • Die Sinnesorgane funktionieren ohne Einschränkung.
  • Der Mensch fühlt sich glücklich.
  • Der Mensch ist im Kontakt zu seiner Seele.

Ich stelle die drei Körperenergien/Doshas noch etwas näher vor – das wird helfen, die vielleicht fremden und ungewohnten Denkansätze des Ayurveda besser nachzuvollziehen:

  • Die drei Körperenergien/Doshas repräsentieren die 5 Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, aus denen alle belebte und unbelebte Materie besteht.
  • Jedes Dosha hat einen Hauptsitz im Körper, gleichzeitig sind sie aber auch an weiteren Stellen im Körper verteilt und entsprechend ihrer Eigenschaften am Aufbau der Körpergewebe beteiligt.
  • Sie zeigen sich in jedem Menschen in einer ihm eigenen, angeborenen Mischung (Konstitution oder Prakriti).
  • Die angeborene Konstitution nennt der Ayurveda Prakriti. Eine Abweichung davon, also ein Ungleichgewicht, heißt Viriti.
Vata DoshaPitta DoshaKapha Dosha
repräsentiert die Elemente Äther und Luft (beide kalt)repräsentiert die Elemente Feuer (heiß) und Wasser (kalt)repräsentiert die Elemente Wasser und Erde (beide kalt)
hat die Eigenschaften kalt, trocken, beweglich, leicht, rau, subtil. hat die Eigenschaften leicht ölig, heiß, leicht, flüssig, beweglich, scharf/durchdringend hat die Eigenschaften kalt, schwer, ölig, stabil, weich, glatt, langsam/träge, schleimig
steht für das Prinzip/die Idee von Bewegung (bspw. Ideenreichtum, auch Darmwinde) steht für das Prinzip/die Idee von Umwandlung (bspw. in Verdauung und Stoffwechsel) steht für das Prinzip/die Idee von Stabilität (bspw. in Knochen, auch Ruhe und Kraft)
hat seinen Hauptsitz im Dickdarm (Darmwinde als Bewegung!) hat seinen Hauptsitz im unteren Magen/Dünndarm (Umwandlung in Form von Verdauung!) hat seinen Hauptsitz im Magen/Luftwege (hier in Form schützender Schleimhäute)
bewirkt im Übermaß u.a. Nervosität, Schlaflosigkeit, Blähungen bewirkt im Übermaß u.a. Gereiztheit und Entzündungen bewirkt im Übermaß u.a. Übergewicht, Trägheit, Verschleimung
Quelle: Marit Mueller

Ich selbst beschäftige mich seit rund 7 Jahren (2012) mit Ayurveda- seit ich begann, eine mir schlüssige Erklärung für meine Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) zu suchen.

Denn der Wortteil AUTO in autoimmun lässt für mich den Schluss zu, dass die MS sich nicht nur „gegen mich“ richtet, sondern auch „aus mir selbst“ heraus entstanden ist. Und gebe ich diesem zweiten Gedanken nur genug Denk-Raum, verlieren jene Therapien, die „gegen die Krankheit“ arbeiten, ihre Sinnhaftigkeit!

Der Ayurveda bietet mir also eine bildhafte, verständliche und v.a. am eigenen Körper erlebbare Erklärung, wie Krankheit entsteht und wie sie einzuhegen ist.

Erfahre mehr über meinen Umgang mit Ayurveda 


Das Coimbraprotokoll

… ist eine Hochdosis-Therapie mit Vitamin D3 zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen (AIE).

Dr. Coimbra beschreibt, dass Menschen eine Autoimmunerkrankung entwickeln können, wenn drei Faktoren zusammen treffen: [0] [1]

  • eine genetisch bedingte Verwertungsstörung der inaktiven Vorstufe von D3 (“Cholecalciferol”), so dass der Körper daraus keine relevanten Mengen der biologisch aktiven Form von D3 (“Calcitriol”) herstellen kann
  • ein daraus resultierender, lang anhaltender Mangel an Vitamin D3
  • ein emotional belastendes Ereignis, der “Tropfen, der das Fass überlaufen lässt”

Quelle: Marit Mueller

Daher verfolgen Dr. Coimbra sowie alle in seiner Therapie geschulten Ärzte den Ansatz, den Körper mit hohen Dosen Vitamin D3 “zu fluten”, um dem Körper die Möglichkeit zu geben, die zur Immunmodulation notwendigen Dosen an D3 zu erhalten.

Vitamin D3 gilt als wichtig(st)er Steuerer des Immunsystems, indem es die Funktionen der Gene der Abwehrzellen modifiziert. [1]

Quelle: Marit Mueller

Von den drei oben genannten Faktoren für die Ausbildung einer AIE treffen zwei auf mich zu: Mein D3-Spiegel lag jahre- oder gar jahrzehntelang im Mangelbereich. Ich erlebte Situationen mit starkem emotionalem Stress. Ob ich eine genetisch bedingte Verwertungsstörung für D3 habe, hab ich nicht testen lassen.

Ich folge dem Protokoll nun seit 2 Jahren (2017). Weil mir dessen Ansatz sympathisch ist: im Gegensatz zu gängigen MS-Therapien will das Protokoll nichts unterdrücken oder „gegen“ den Körper arbeiten, sondern ein Gleichgewicht gesunder Körperprozesse unterstützen.

Erfahre mehr über das Coimbraprotokoll 


Passt das denn nun?

Ayurveda und Coimbraprotokoll weisen in ihren Ansätzen und Umsetzungen eine angenehm große Schnittmenge auf! Das erlaubt mir, beide zu kombinieren.

Weil eine Nichteinhaltung der Regeln, die für das CP gelten, gesundheitliche Risiken bergen, toppen die Regeln des CP jene des Ayurveda.

Erklärungen zur Krankheitsentstehung

Quelle: FeeLoona | pixabay.com

CoimbraprotokollAyurveda
Es werden 3 Faktoren benannt, die die Ausbildung einer AIE begünstigen:
– genetisch bedingte Verwertungsstörung für D3
– lang anhaltender D3 Mangel
– emotionale Belastung/emotionaler Auslöser
Jede Krankheit entspricht einem Ungleichgewicht in der individuellen Mischung der drei Körperenergien/Doshas. Dies beginnt immer mit dem beweglichen Vata-Dosha. Hier zeigen sich zuerst unspezifische Symptome – der Ayurvedaarzt erkennt diese Ungleichgewichte, der Schulmediziner spricht vielleicht von etwas psychosomatischem…
Nimmt das Ungleichgewicht Überhand, so bewegen sich die Doshas -getrieben vom beweglichen Vata-Dosha- aus ihren Hauptsitzen heraus, bewegen sich frei im Körper, platzieren sich an „unpassenden“ Stellen und verursachen Störungen. Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Schulmedizin Symptome (an)erkennt und der Störung einen Namen geben kann.

Wie sieht die Entstehungsgeschichte meiner MS aus?

Die MS zählt zu den AIE und gilt im Ayurveda als eine Störung des Vata- (Nervosität, Unruhe) und Pitta-Doshas (Entzündungen, Perfektionismus). Die körpereigene Immunabwehr greift das Myelin der Nerven an – welches wiederum eine dem Kapha-Dosha zugeordnete Körperstruktur ist.
MS ist also auch aus ayurvedischer Sicht eine komplexe Erkrankung!

Finaler Auslöser für meine MS war ein konkretes Ereignis, in dem ich mich emotional überfordert fühlte und in dem der Schutzmechanismus aus Angriff oder Flucht einfach hakte und sich stattdessen eine dritte Reaktionsmöglichkeit auftat. Die des Totstellens oder der Erstarrung.

Final, sage ich. Denn betrachte ich mein Leben rückwärts, erkenne ich ein sich wiederholendes Muster aus Überforderung und Erstarrung. Auf Dauer sehr ungesund, wie sich zeigt.

Hier kommt der Lückenschluss zum CP, welches dem emotionalen Ungleichgewicht eine große Rolle im Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Krankheit zuspricht.

Schaue ich mir meine Symptomatik an, dann spiegelt auch diese mein Thema der „Erstarrung durch Überforderung“ wider: Ich komme einfach nicht von der Stelle. Ich versteife, verhake. Und ich hadere damit, keine Kraft zur Gegenwehr und keine Schnelligkeit zur Flucht zu haben. Und damit wiederum scheint meine Aufgabe, deren Bearbeitung mich aus der Anhaftung an die MS herausführt, abgesteckt.

Hier wiederum unterstützt mich der Ayurveda. Er gibt mir Anleitungen, wie ich mein überaktives Vata-Dosha beruhigen, das unterdrückt schwelende Pitta-Dosha besänftigen und in gesunde Bahnen führen kann: mittels Ernährungsanpassungen, einer Morgen- und Tagesroutine, auch Ölmassagen und mentale Übungen.

Der Ayurveda unterstützt mich dabei, der im CP so wichtigen Erfolgs-Regel der mentalen Stabilität zu folgen.

Erklärung zu den Spielregeln

Quelle: Marit Mueller

CoimbraprotokollAyurveda
Um dem Protokoll zu folgen, bedarf es …
– der Begleitung eines zertifizierten Protokollarztes [0]
– regelmäßiger Kontrolle von Blut- und Urinwerten
– einer täglichen Trinkmenge von mind. 2,5 Liter Wasser, dünnem Tee o.ä.
– einer calciumreduzierten Kost (u.a.: keine Milchprodukte -Butter/Ghee sind ok, Nüsse/Saaten in stark reduzierter Menge)
– regelmäßiger Bewegung, die die Knochen beansprucht (Stauchen, Ziehen) um das Osteoporoserisiko zu minimieren (D3 zieht Calcium aus den Knochen)
– mentaler Stabilität




Im Ayurveda gelten 2 Grundsätze:
1. Gleiches verstärkt Gleiches.
2. Gegensätze heben sich auf.

Der Ayurveda verbietet erst einmal nichts!
Er bietet auf die persönliche Konstitution abgestimmte Anleitungen zur Ernährung, zur Tagesgestaltung, für die Tages- und Jahreszeiten, für Körperreinigung, für die Anwendung von Hausmitteln, für körperliche und mentale Übungen (hier gibt es Brücken zum Yoga)…

Der Ayurveda, angewandt in der Behandlung von Krankheiten, ist machtvoll. Seine nicht invasiven Therapien, die zum Großteil „nur“ auf Öl- und Kräuteranwendungen basieren, wirken sowohl auf zellular-körperlicher wie auf mentaler Ebene. Er tut gut, ist aber viel mehr als Wellness!

Ich selbst folge den Regeln des CPs und fülle unterstützend mit Elementen des Ayurveda auf. Vor allem, was eine konstitutionsangepasste Ernährung, was Tagesgestaltung und mentale Themen betrifft.

Wie gesagt: In der Kombination aus Ayurveda und CP geht das CP vor! Daher nehme ich mir die CP-Regeln auch einzeln vor und stelle ihnen die ayurvedische Sichtweise gegenüber.

Regeln zur Begleitung

Quelle: sweetlouise | pixabay.com

CoimbraprotokollAyurveda
Wer dem CP folgt, tut dies in Begleitung eines zertifizierten Protokollarztes. Dieser interpretiert die notwendigen Blutwerte für eine individuelle Dosisanpassung.
Jede Selbstmedikation mit hohen Dosen D3 (über 10.000 IE/Tag) ist grob fahrlässig!
Eine Liste der im deutschsprachigen Raum verfügbaren Protokollärzte gibt es hier




Um Ayurveda in sein Leben zu integrieren, sollte man seine individuelle Konstitution ermitteln, und herausfinden, ob und in welchem Maße sich diese in einem Ungleichgewicht befindet (einen ersten Überblick bieten die Selbsttests in div. Ayurvedabüchern, differenzierter wird’s aber bei ayurvedisch geschulten Beratern und Ärzten).
Es gilt immer, zuerst ein mögliches Ungleichgewicht zu behandeln.
Die Konstitution bzw. das Ungleichgewicht bestimmen maßgeblich die Empfehlungen u.a. zu Ernährung, Tages-/Lebensstruktur, (Eigen-)Medikation/Therapie.
Wie halte ich es mit der Begleitung

Ich habe einen Protokollarzt.
Die Kommunikation mit ihm ist entspannt, sein Praxisteam ist freundlich und zuvorkommend.

In meinem Artikel zu 2 Jahren CP (Beitrag folgt) gehe ich einfach mal näher auf unser letztes Gespräch im August 2019 ein. Denn, und jetzt muss ich präzisieren: Die Kommunikation ist entspannt, ein 1:1 Gespräch ist herausfordernd. Weil er mir den Kopf wäscht. Weil er klare Ansagen macht. Weil er mich herausfordert. Und ich bin ehrlich dankbar dafür!

Ich habe einen Ayurvedaarzt.
Bei ihm war ich bereits dreimal zu längeren Behandlungen in Südindien. Er wendet den sog. keralesischen Ayurveda an, dieser setzt seinen Schwerpunkt auf die Behandlung mit medizinierten Ölen. Er ist sanfter als klassisches, bei uns vom Namen her bekanntes, Panchakarma. Von meinem Ayurvedaarzt habe ich Anweisungen zur Ernährung, zur Anwendung von Ölen und Medizinpflanzen und zur Lebensführung erhalten.

Ich hatte für 2 Jahre eine ayurvedisch-psychotherapeutische Begleitung.
Dank dieser konnte ich zwei große Lebensthemen und ihre ungesunden Wirkungen aus der Vergangenheit auf meine Gegenwart so bearbeiten, dass ich mich von ihnen entkoppeln und Frieden mit meinem früheren Ich und den früheren Beteiligten schließen konnte. Das klingt jetzt voll technisch, war aber echt kein Pille-Palle…

Regeln zur Kontrolle von Blutwerten/körperlichen Parametern

Quelle: vjohns1580 | pixabay.com

CoimbraprotokollAyurveda
Der Protokollarzt erfragt in regelmäßigen Abständen Blut- und Urinwerte. Über diese bewertet er u.a. die Wirkung der aktuellen D3-Dosis, aber auch den Funktionsumfang der Nieren – und passt die D3-Dosis ggf. an.
Die Interpretation der im CP relevanten Werte bedarf einer intensiven Schulung. Ein Grund, warum nur zertifizierte Ärzte das CP anwenden dürfen.


Der Ayurvedaarzt führt (bei stationärem Aufenthalt in einer Ayurveda-Klinik) täglich eine Pulsdiagnose durch, anhand derer er den aktuellen Zustand der Doshas und über den Zeitverlauf auch ihre Veränderung ablesen kann.
Die Pulsdiagnose ist eine komplexe Anamnese-Methode und bedarf jahrelanger Erfahrung.
Lebt man Ayurveda ohne ärztliche Begleitung, dann gilt es, sich selbst gut zu beobachten und auf die körperlichen und mentalen Symptome ausgleichend einzuwirken.
Wie halte ich es mit den Kontrollen?

Ich führe in Absprache mit meinem Protokollarzt Blut- und Urinkontrollen alle 8 bis 12 Wochen durch. Über den Zeitverlauf schaue ich auch selbst auf die Werte i.S.v. „Oh, Wert X ist gestiegen/ gesunken/ konstant“ und insbesondere eine Interpretation der Nierenwerte i.S.v. „Oh, bei der Ernährung ist alles ok/was anzupassen“ (Denn ja, ich liebe Salamibrote!). Das heißt, ich passe meinen Lebensstil an. Jegliche Anpassung der Dosierungen ist in Händen des Protokollarztes.

Die Pulsdiagnose überlasse ich natürlich dem Ayurvedaarzt. Ich kann an mir gerade mal ablesen, welches Dosha jetzt im Moment dominiert. Der Arzt statt dessen kann mir sagen, ob ich am Abend vorher zum richtigen oder falschen Lebensmittel gegriffen habe – ohne Sch***! – Da ich „am eigenen Leib“ erfahre, wie sich körperliches Ungleichgewicht anfühlt, steuere ich gegen: mit angepasster Ernährung und entsprechendem Lebensstil und mentalen Übungen.

Regeln übers Trinken

Quelle: rawpixel | pixabay.com

CoimbraprotokollAyurveda
Es sind täglich mind. 2,5 Liter Wasser zu trinken, denn es gilt das durch D3 verstärkt aufgenom­mene Calcium der Nahrung auszuleiten und damit Nierenschäden vorzubeugen.


























Ayurveda erkennt, dass wir konstitutionsbedingt sowohl sehr individuelle Durstempfindungen als auch Flüssigkeitsbedarfe haben.
Es werden täglich 1,5 Liter Wasser empfohlen. Für Vata- und Pitta-geprägte Menschen auch mehr, für Kapha-geprägte Menschen nicht.
Für Vata- und Kapha-geprägte Menschen sollte das Wasser warm sein, für Pitta-geprägte Menschen nur lauwarm bis Zimmertemperatur.
Warum diese Unterschiede?
Ein Vata-geprägter Mensch braucht viel warme Flüssigkeit, denn die Vata-Energie ist u.a. von Kälte und Trockenheit geprägt. Dabei muss er oft daran erinnert werden zu trinken, denn dies geht bei ihm aufgrund seines sehr schwach ausgeprägten Durstgefühls schnell unter.
Ein Pitta-dominierter Mensch braucht ebenfalls viel Flüssigkeit, die zu trinken ihm nicht schwer fällt, denn er hat ein ausgeprägtes Durstgefühl. Dies erklärt sich auch durch das heiße Feuerelement, das sich in der Pitta-Energie zeigt.
Ein Kapha-geprägter Mensch trägt bereits einen großen Anteil des Wasser-Elements in sich. Daher werden geringere Trinkmengen empfohlen, vorzugweise warm – denn auch Kapha ist durch Kälte geprägt (Erd-/Wasser-Element).
Wie halte ich es mit dem Trinken?

Ich bin aufgrund meiner Erkrankung ein Vata-dominierter Mensch, sollte also ausreichend trinken um meiner nicht nur sprichwörtlichen Kälte und Austrocknung entgegenzuwirken. Ich habe jahrelang sehr -besser zu- wenig getrunken. Mich an die im CP notwendige Trinkmenge heran zu arbeiten, war anfänglich wirklich anstrengend. Doch habe ich dank des CPs wieder ein gesundes Durstempfinden entwickelt und trinke mein Wasser vorzugsweise heiß.

Dennoch, auch nach zwei Jahren CP komme ich ohne eine Handy-App, die meine Trinkmenge trackt und mich ans Trinken erinnert, nicht aus! Bin ich in meine Arbeit versunken, „versinkt“ auch mein Gewahrsein darüber, dass es Zeit ist zu trinken.

Ich trinke mein Wasser lauwarm bis heiß. Kaltes Wasser oder Mineralwasser mit Sprutz (Kohlensäure) vermeide ich tunlichst. Aus ayurvedischer Sicht stört die Kohlensäure im Mineralwasser das Vata Dosha im Dickdarm und damit die Verdauung. Kalte Getränke gehören grundsätzlich vermieden: sie fordern dem Körper zum einen Aufwärm-Anstrengungen ab, zum anderen verdünnen sie während des Essens den Speisebrei im Magen/Dünddarm und behindern das dort sitzende Pitta an seiner Verdauungsarbeit.

Regeln zur Ernährung

Quelle: Daria-Yakovleva, ReinhardThrainer | pixabay.com 

CoimbraprotokollAyurveda
Eine calciumarme Ernährung ist verpflichtend! Die tägliche Aufnahme sollte 500 mg nicht überschreiten.
Warum? – D3 in hohen Dosen verstärkt die Aufnahme des Calciums aus der Nahrung, welches in hoher Konzentration und nicht ausgeleitet wiederum zur Nierenschädigung führt.
Was heißt calciumarm?
(1) Es werden die großen, offensichtlichen Calciumquellen ausgeschlossen, also Milchprodukte und alle Produkte, denen Calcium zugesetzt ist.
(2) Toleriert sind Butter und Ghee (Butterreinfett), Nüsse und Saaten in kleinen Mengen.
(3) Nicht ins Gewicht fällt das Calcium in Gemüsen, denn deren gesundheitszuträgliche Eigenschaften wiegen ihre (niedrigen) Calciumgehalte auf.
(4) Wasser: ein Augenmerk sollte auf den Calciumgehalt von Mineralwässern und des lokal anliegenden Trinkwassers gelegt werden. Je niedriger, umso besser. Sonst ist allein durch die tägliche Flüssigkeitsmenge das Aufnahmemaximum erreicht.
Avurveda guckt nicht auf den Calciumgehalt. Stattdessen sind die Eigenschaften der Lebensmittel entscheidend darüber, in welchem Maße diese für die einzelnen Doshas zu- oder abträglich sind.
Ich beschreibe hier mal nur 2 Milchprodukte näher:
Milch ist ein Nahrungsmittel und kein Getränk. Sie wird nicht mit anderen Nahrungsmitteln kombiniert! Sie sollte warm getrunken werden, von Kapha-dominierten Menschen aber nur verdünnt und mit wärmenden Gewürzen.
Käse schließt den Magen, sagt der Volksmund. Käse VERschließt die Körperkanäle, sagt Ayurveda. Je fester der Käse, umso schwerer verdaulich ist er.
Nüsse und Saaten sind, grob gesagt, am besten für Vata- am wenigsten für Kapha-dominierte Menschen zuträglich. Sie liefern Eiweiße und Mineralstoffe. Die Mandel gilt als sehr hochwertig, die Erdnuss (als Hülsenfrucht gar keine Nuss) als minderwertig und wenig zuträglich.
Wie halte ich es mit der Ernährung?

Bereits vor Eintritt ins CP hatte ich meinen Konsum von Milchprodukten auf nahe Null zurückgeschraubt: es blieben nur Hüttenkäse, naturbelassener Joghurt und Buttermilch übrig. Dann auch noch auf diese zu verzichten fiel mir nicht so schwer – allein in den 2 vergangenen heißen Sommern hab ich hier und da mal an die Frische eines Hüttenkäses gedacht. Aber die Kirche im Dorf gelassen: Es lebt sich gut ohne Milchprodukte.

Schwer fiel mir der Verzicht auf Nüsse, gerade weil mir aus ayurvedischer Sicht diese zuträglich sind (Mandeln, Walnüsse, Kürbiskerne) – und ein fleißiger Walnussbaum im Garten steht. In den letzten 2 Jahren habe ich akribisch auf alle Nüsse und Saaten verzichtet. Jetzt werde ich mich nochmal mit den Nüssen beschäftigen, um zu sehen, wie viel von ihnen ich im CP schadfrei verzehren kann…

Das bei mir anliegende Trinkwasser ist calciumarm, so dass ich das Wasser aus dem Hahn nutzen kann.

Bei der Ernährung gilt: CP toppt Ayurveda. Und das mit den Nüssen muss man ausprobieren…

Regeln zur körperlichen Bewegung

Quelle: Skitterphoto, AndiP | pixabay.com

CoimbraprotokollAyurveda
Das CP legt Wert auf 30 Minuten Bewegung am Tag, und das im Rahmen der eigenen Möglichkeiten. Zum einen dient die körperliche Ertüchtigung natürlich der Erhaltung der Mobilität, zum anderen wirken gerade die die Knochen ziehenden und stauchenden Übungen einer Osteoporose entgegen.Ayurveda gibt hier nichts vor. Traditionell nimmt er Bezug auf Yoga, auch weil beide gleichen geistigen und regionalen Ursprungs sind.



Wie halte ich es mit der Bewegung?

Ich war noch nie ein Sportjunkie… Ich gebe ehrlich zu, dass ich es nicht jeden Tag gewuppt bekomme, 30 Minuten Sport zu absolvieren. Ich bewege mich aber -baulich bedingt- mehrfach täglich über die Treppen im Haus. Ich mache leichtes Hanteltraining, stehe auf der Rüttelplatte und baue auch einige Yogaübungen ein. Und ich gebe auch zu, dass es um einiges mehr sein könnte.

Regeln für die mentale Stabilität

Quelle: Couleur, TBIT | pixabay.com

CoimbraprotokollAyurveda
Mentale Stabilität ist ganz grundsätzlich für das Gelingen des CPs, wird doch in der Instabilität oder emotionalem Trauma einer der Auslöser für eine AIE gesehen.
Das CP gibt hier keine Techniken oder Übungen vor.




Ayurveda sieht die mentale Stabilität als eine Grundlage für ein gesundes Leben. Die mentale Konstitution ist dabei -im Gegensatz zur körperlichen Konstitution- wandelbar, bspw. durch Ernährung, körperliche/geistige Übungen, Lebensstil u.a.
Der Ayurveda nimmt wieder Bezug auf Yoga, dessen ursprüngliches Anliegen in der Besänftigung des Geistes liegt. Auch die Anwendung von Meditation ist traditionell tief verankert.


Passt das denn nun? – ein Fazit

Ich hatte dir ganz am Anfang die Regeln fürs CP und die Punkte, über die Ayurveda Gesundheit definiert, genannt. In der Grafik habe ich diese noch einmal gegenüber gestellt, und die aus meiner Sicht offensichtlichen Verzahnungen untereinander dargestellt.

Was ich in der Anwendung von CP und Ayurveda ja schon lange erlebe, und was mir hier in der Auseinandersetzung mit beiden nochmal klar wird:

  • CP und Ayurveda sind nicht immer deckungsgleich.
  • Das CP formuliert klar, der Ayurveda aus „ungeübter“ Sicht etwas blumig – und doch zielen beide ganz oft auf dasselbe ab: auf Ganzheitlichkeit.
  • Keine Regel, ob sie das CP oder Ayurveda formuliert, steht isoliert.
  • Jede Regel korrespondiert mit mindestens einer „Gegenseite“.

Meine Erkenntnis, und als steile These zu verstehen:

Wenn sich herausstellt, dass sich Systeme, die in ihrem Ursprung nichts miteinander gemein haben, in ihren Zielen gleichen, dann wirken auch ihre Methoden auf dem Weg zum Ziel gegenseitig unterstützend. Und dann ist der Weg zum Ziel ein richtiger.

Quelle: Marit Mueller

Und nun das letzte, abschließende Wort zur Frage:
Coimbraprotokoll und Ayurveda – passt das?

Passt!


Quellen

[0] www.coimbraprotoll.de
[1] Interview mit Dr. Coimbra (dt): http://www.vitamind.net/interviews/coimbra-ms-autoimmun/, Abruf am 03.10.2017


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  • 086_CP-Ayurveda: Marit Mueller
  • Coimbraprotokoll: naturalie.de
  • 086_BlogImage: Marit Mueller

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. H
    Heidi

    Hi. Ich finde deine gegenüber Stellung großartig. Vieleicht kannst du noch mal auf Gewürze eingehen… oder Nahrungsergänzungsmittel die man in einer Ayurveda Therapie nimmt machen. Kann man alles in der Kombination mit dem CP nehmen? Was sind deine Erfahrungen. Ich finde den Blog toll. Folge dir weiterhin 🙂

    1. M
      Marit Mueller

      Liebe Heidi, danke für deine Nachricht. Ich würde sagen, dass alle Gewürze in Gewürz“Dosierung“ im CP klappen sollten. Kontraindiziert im CP ist Kurkuma in therapeutisch relevanter Dosierung. Weiterhin würde ich die Finger lassen von zu viel scharfem Kram (Chili, Peperoni, Cayennepfeffer u.ä.), weil das Pitta und damit auch Agni stören kann. Ich schreib dir ergänzend eine PN in FB 😉

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