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Wenn du vor dir selbst bestehst

Ein Text, den ich in erster Linie für mich selbst schreibe. Weil ich Großes geschafft habe und mir das auch immer wieder selbst sagen muss, sonst glaube ich das nicht. Anderen glaube ich’s ja auch nur schwer… Im Grunde ist das (m)ein Therapietext für mehr Selbst-Bewusstsein. Für Selbst-Stärke.

Vor gut zwei Wochen habe ich also jene Prüfung abgelegt, auf die sich mein ganzes Sein der letzten 2 Jahre fokussierte.

Es ist vollbracht!

Ich habe meine Ausbildung zur Ayurveda Gesundheitsberaterin abgeschlossen! Ich bin unglaublich glücklich darüber. Dass ich durchgehalten, Durststrecken überwunden, das Gehirn immer wieder entknotet habe. Dass ich die Balance halten konnte zwischen intensiver Arbeit im Außen und regenerierender Stille im Innen.

Quelle: Marit Mueller

Was für eine Erfahrung, das Bestehen derselben! Was vor einigen Jahren recht unbedarft mit einer 2monatigen ayurvedischen Behandlung meiner MS in Kerala begann, mich nie wieder wirklich los ließ, reifte und stetig wuchs, hat nun seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Quelle: Marit Mueller

Ohne eine beständige Antwort auf das „Warum das Ganze?“ und „Wofür eigentlich?“ hätte ich vielleicht dem „Teufelchen des einfachen Weges“ nachgegeben.

Also ist das Ganze neben meinem eigenen Erfolg auch ein Erfolg Vieler:

  • von Micha, der mich angespornt und meine Eskapaden ertragen hat.
  • von der Familie, die mich machen ließ, mir viele Freiräume gab und nicht zuletzt die Finanzierung sicherte.
  • von Allen, die gerne meine Beiträge zum Ayurveda verfolgen.
  • von Allen, denen ich mit kleinen Anregungen helfen kann.

Was ich über mich selbst lern(t)e

… über meine Motivation

Warum Ayurveda? Weil er mir erklärt, warum ich wurde, wer ich bin. Weil ich von ihm gelernt habe, mich zu erkennen, zu lesen, anzunehmen. Weil er mich leitet, durch Alltag und Krankheit. Weil er mir zeigt, wie Leben gelebt werden kann.

Warum nochmal auf Anfang? Weil ich erfahren habe, dass sich der Arbeitsmarkt nicht mehr für mich als Bauingenieurin oder quereingestiegene Stadtentwicklungstante interessiert. Und ganz ehrlich, ich mich auch nicht mehr für „die“. Weil ich mich ent-täuschen musste von der Illusion, dass ich als behinderte Person auch nur irgendeinen (Arbeits-)Marktwert habe. Weil ich es leid bin, dass diese vermeintliche „Unwertigkeit“ weiter an Verständnis, Bewusstsein und Wert meines Selbst zerrt!

Weil ich soweit wie möglich auf meinen eigenen Beinen stehen will, privat und finanziell. Weil Fremdbestimmung der Gesundheit abträglich ist.

Warum also nicht Interessen und Vernunft zusammenführen! Wofür ich mit Ausbildung und Abschluss den ersten Schritt getan habe!

… über Bestätigung

Nach bestandener Prüfung erlebte ich mich frei und leicht, wie selten in den letzten Jahren. Der ganze Ballast, vom Daumendrücken Anderer bis zum selbstgemachten Druck, fiel ab…

Und den Spruch, den ich so vielen ehemaligen Uni-Mitarbeitern auf die Glückwunschkarte zur Promotion schrieb…, ich hab ihn still für mich selbst aufgesagt: „Was lange währt, wird endlich gut. Wir ziehen den Hut!“ – Und das Wir, das sind Ich als Zweiflerin, Ich als Heldin der Prokrastination, Ich als Feigling.

Etwas aus eigener Kraft geschafft zu haben, das ist ein gutes Gefühl. Das lässt dich deine Lebendigkeit erfahren. Und doch ist es für mich nicht mehr so selbstverständlich, das Erfahren können der eigenen Kraft.

… über eigene Beschränkungen und eigenes Können

Die Prüfung war ja eingebettet in ein Wochenende, geprägt von Austausch und praktischen Übungen. Und ja, ich hatte Bedenken. Ob ich durchhalte, ob ich alles mitmachen kann…

Und wie so oft im Leben sind die Vorab-Ängste ganz oft unbegründet. Ich habe mich gut aufgehoben gefühlt, in der Absolventinnen-Gruppe als auch in dieser besonderen weil intensiven gemeinsamen Zeit.

Nie hätte ich mir vorher zugetraut, dass ich es schaffte, eine Padabhyanga (eine ayurvedische Fußmassage) zu geben. Ja, ich bin mit meinen Fingern koordinativ und kraftmäßig an meine Grenzen gekommen. Aber auch ja, ich habe es geschafft, das zu akzeptieren und mich allein auf die Handlung zu konzentrieren.

Quelle: Marit Mueller

Und nie hätte ich geglaubt, dass das aktive Geben so beruhigend, so befriedigend (und befriedend) sein kann wie das passive Empfangen. Dass die Anstrengung im Moment eine so heilsame Wirkung im Danach entfalten kann.

Diese Erfahrung lässt meine erste Maximal-Idee wanken, dass ich -gedanklich angetrieben durch meine Krankheit- meine Begleitung ausschließlich verbal und online anbieten werde. Nach dem Wochenende schließe ich diese Maximal-Idee wieder aus. Ich habe erfahren, dass ich wohl doch beides brauche. Unabhängigkeit im Digitalen und räumliche Nähe.

… über Nachwehen

Wenn alles überstanden ist, dann kommt’s meistens nochmal dicke. Das kennt jeder, der eisern durchhält auf der Arbeit, bis das Wochenende oder der Urlaub da ist. Und mit ihnen auch oft das Krankwerden.

In der Woche nach der Prüfung hab ich mir einen normalen und einen Pullerschnupfen zugezogen. Unfeine Sache. Als ob auch das Immunsystem endlich loslassen konnte…

Auch mein Geist hat nach der Prüfung erst einmal auf Leere umgestellt. Ich lasse das auch so laufen, erkältet bin ich eh nicht geistreich, dafür eher träge. Ab und zu ploppen dennoch kurze Visionen zur Zukunftsgestaltung auf, die notiere ich mir dann…

Wie ich mir das Weiter vorstelle

Wie weiter? Ich will zeigen, dass Ayurveda ein guter Begleiter und Wegweiser durchs Leben ist. Auch oder gerade mit einer chronischen Krankheit…

Ich will begleiten, zuhören, verstehen, ermuntern und Augen öffnen. Mach‘ ich mit meinem Geschreibsel hier eh, aber nun mit mehr Fokus.

Ideen und Projekte lasse ich reifen! Und ich freue mich auf Kontakte, Austausch, Anregungen, Wünsche, Kritiken!

Wie ich vor mir selbst bestehe

… mmh, das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht genau.

Auch wenn mir Ideen durch den Kopf schwirren, sie wollen ja auch umgesetzt werden! Was bedeutet, dass ich erneut und immer wieder mich dem Bestehen vor mir selbst stellen muss. Dem Rauskommen, dem Werben, dem Sprechen und ja, auch dem Verkaufen.

Der Mut für all das wird kommen. Und der Mut wächst im Tun. Denn ich glaube, es gibt eine Menge zu tun!


… für das Prüfungs- und Praxiswochenendes in Berlin war Micha meine große moralische und logistische Unterstützung. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen. Wir haben Fußball-WM im Hotelbett geguckt, die Lokale der Umgebung durchgefuttert. Und während ich mich an den Massagetechniken probierte, besuchte er die InterSteam. Der alte Dampfer…

Quelle: Marit MuellerQuelle: Marit Mueller

… und obwohl wir nur 2 volle Tage „weg“ waren, fühlten sich diese so erholsam an wie 2 ganze Wochen. Tapetenwechsel wirkt!


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