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Achtsamkeit für Dich selbst – Lebe die „Spoon Theory“

Nun habe ich im vergangenen Artikel über Achtsamkeit geschrieben. Und bin doch nicht zum Ende gekommen…

Ich habe etwas Wichtiges vergessen. Etwas, was mir am Achtsamkeits-Wochenende immer wieder klar wurde. Und was ich Dir bisher nicht geschrieben habe…

Es geht um die LÖFFEL!!!

Ja, die Löffel. Deine und meine. Jetzt wirst Du fragen: „Was hat dieses Besteckteil mit Achtsamkeit zu tun?“ – Nun, genau darum dreht es sich heute:

Ich wage den Kunstgriff, zwei Ideen miteinander zu verknüpfen und die Theorie zu leben!

Um Dir zu zeigen, dass Achtsamkeit für Dich selbst ein wichtiger Baustein für Dein eigenes Wohlbefinden ist. Dass ein achtsamer Umgang mit Deiner eigenen Energie Dir helfen wird, den Aufgaben des Tages gut zu begegnen.

Und ja! Dass, wenn es um DICH geht, dein Wohlbefinden, deine Gesundheit, deine Zufriedenheit… dass dann verdammt noch mal EGOISMUS angesagt ist! Wer soll denn gut auf Dich achten, wenn nicht Du selbst? Denn nur Du spürst, für Was und für Wie viel Du heute Kraft und Energie hast.

Christine Miserandinos “Spoon Theory”

Christine Miserandino hat die Spoon Theory, die Löffel-Theorie entwickelt. [1] Sicher nicht aus elementarer Not heraus. Aber in der liebevollen Absicht, ihrer Freundin ihr eigenes Leben mit einer chronischen Krankheit zu erklären. Was es ganz rational, logistisch und energetisch bedeutet, dass die 100 Prozent Tages-Energie eines Gesunden nicht zwangsläufig auch den 100 Prozent Tages-Energie eines chronisch Kranken entsprechen müssen. Sondern vielleicht nur 70 Prozent. An manchen Tagen auch nur 40.

Und aus heiterem Himmel fragte sie mich, wie es sich anfühle, Lupus zu haben und krank zu sein. Ich war schockiert, nicht etwa weil sie ganz beiläufig diese Frage stellte, sondern viel mehr weil ich angenommen hatte, dass sie bereits alles über Lupus wüsste […) Wie kann ich jemals diese Frage beantworten, wenn ich für mich selbst noch keine Antwort habe? Wie beschreibe ich unmissverständlich jedes Detail eines durch Krankheit berührten Lebens und wie die Gefühle, die eine kranke Person durchlebt? […]“ [1, eigene Übersetzung]

Christine Miserandino hat Lupus. [2] Um ihrer Freundin ihr Leben mit der chronischen Krankheit nahe zu bringen, greift Christine Miserandino, in einem Diner sitzend, zum tatsächlich naheliegenden: zu 12 Löffeln. Und diese 12 Löffel drückt sie ihrer Freundin in die Hand:

Hier nimm, Du hast jetzt meine Krankheit! Und diese 12 Löffel stellen genau die Kraft oder Energie dar, die dir für einen Tag zu Verfügung steht. Jede deiner Aktivitäten kostet dich einen Löffel Energie.

Und so hat Christine Miserandinos Freundin gedanklich „ihren Tag“ ganz normal begonnen: Aufstehen, Morgentoilette, vielleicht eine Dusche, Kleidung anziehen, Frühstück zubereiten, essen… Und das kostete sie 6 Löffel.

Wenn am Ende der Löffel noch so viel Tag übrig ist

6 Löffel! Die Hälfte dessen, was ihr für „ihren Tag“ zur Verfügung stand. Christine riet ihrer Freundin, für den weiteren Tagesablauf ihre Löffel – ihre Kraft – mit Bedacht einzusetzen. Denn es galt, auch den Weg zur Arbeit, die Arbeit selbst und auch den Heimweg zu beachten. Machte 3 Löffel. 3 Löffel blieben übrig. Und die Frage: Reicht die Kraft, um nach Feierabend mit Freunden auszugehen? Oder besser nicht ausgehen und statt dessen direkt nach Hause und Abendessen zubereiten?

Und so „erfuhr“ Christines Freundin, was es heißt, mit seiner Kraft, seiner Tages-Energie gut haushalten zu müssen. Was es heißt, dass allein die täglichen Routinen Kraft brauchen und Kraft kosten. Dass nichts Aufregendes oder Spannendes passieren muss, um „aus der Puste“ zu sein.

Was es bedeutet, wenn am Ende der Löffel noch so viel Tag übrig ist.

Und Christine sagt:

Es ist schwierig, und das Schwerste, das ich zu lernen hatte war, die Dinge langsamer anzugehen und nicht alles zu machen […] Ich sehe es dennoch als Segen: Ich bin gezwungen, über alles was ich tue, nachzudenken. Wer weiß schon, wie viele Löffel die Menschen jeden Tag verschwenden? […]“ [1, eigene Übersetzung]

Die Geschichte von Christine Miserandino zu lesen, tut weh. Sie berührt. Jeden. Jene, die mit ihren Kräften haushalten müssen, weil sie sonst Gefahr laufen, sich zu verausgaben und sich selbst und ihrem Körper zu schaden. Jene, die sich gesund fühlen und mit ihren Kräften frei umgehen können. Frei bis hin zur Verschwendung, frei bis hin zur Unbedarftheit.

Und indem Christine sagt, sie sei gezwungen, über alles was sie tut, nachzudenken, ist sie achtsam. Achtsam besonders für sich selbst. Für ihren Körper, ihr Befinden. Was sie heute schaffen kann. Was nicht. Was aber vielleicht morgen.

Achtsamkeit für Dich selbst – Löffelspender, Löffelfresser

Als ich selbst das erste Mal von der Löffel-Theorie hörte, dachte ich mir, „Was ein Blödsinn“. Aber da war ich noch eine Löffel-Verschwenderin…

Heute sage ich, „Was ein genialer Gedanke! Was für eine wunderbar anschauliche Variante, dem gesunden Gegenüber mein Kranksein zu erklären!“ Aber auch „was eine ganz wunderbare Art, mir über meine Kraft und Energie bewusst zu sein!“

Ich wende die Löffel-Theorie an, um mich in Achtsamkeit zu üben. Achtsamkeit für mich selbst zu entwickeln, um zu wissen, was (noch) geht heute und was besser nicht. Ob eine kleine Extrarunde drin ist.

Ich habe angefangen, meinen Tagesaktivitäten Löffel-Äquivalente zuzuordnen. Wie viele Löffel gehen für welche Aufgabe drauf.

Meine gesamte Morgentoilette zum Beispiel kostet mich nur 1 Löffel. Mache ich morgens meine Yoga-Übungen gewinne ich sogar einen kleinen Tee-Löffel dazu. Mich ins Getriebe der Stadt zu werfen kostet mich 2 bis 3 Löffel. Staubsaugen auch. Wege am Vormittag sind weniger Löffel-intensiv als Wege am Nachmittag. Gemeinsame Zeit mit Nichte und Neffe beleben mich, und dennoch kosten sie mich 4 Löffel. Eine schlaflose, weil schmerzhafte Nacht lässt mich mit einem Löffel-Defizit in den Tag starten. Echte Ruhepausen generieren mir 2 kleine Tee-Löffel.

So sieht es bei mir aus. Meine Aktivitäten sind ein bunter Strauß aus Löffelfressern und Löffelspendern.

Und wie sieht das bei Dir aus?

Denn ich gehe noch weiter als Christine und behaupte: Diese Theorie ist universell! Die Löffel sind für alle da!

Meine Einladung an Dich!

Denn es kann für jeden und jede von uns hilfreich sein, sich seiner Selbst bewusst zu sein. So auch für Dich.

Wie sieht das bei Dir aus? Weißt Du um Deine Energiefresser? Kennst Du Deine Energiespender?

Bleibe gegenwärtig! Erspüre, welche Menschen, Aufgaben oder Situationen Dir Kraft spenden. Und welche Dir, ob absichtlich oder unabsichtlich Energie rauben. Sei Dir Deines Lebens bewusst, Deiner täglichen Routinen und wie diese auf Dich wirken.

Und dann komm ins Handeln.

Schau sie Dir an, Deine Energiefresser und Energiespender! Schreib sie Dir auf, mach sie sichtbar!

Was willst Du nicht (mehr)? Löse Dich, so gut Du kannst von deinen Energiefressern. Ganz oft verbergen sich hinter den Energiefressern die unangenehmen Dinge. Menschen, Aufgaben, Situationen. Ganz oft sind gerade diese Dinge auch jene, die Du nicht so einfach ändern kannst. Dann erlaube dir, genau diese Dinge bewusst zu tun. Bewusst zu erleben. Urteilsfrei. Die Dinge sind dann immer noch da. Menschen, Aufgaben, Situationen. Aber sie tun weniger weh.

Wovon willst Du mehr? Was tut Dir gut? Denke nicht, dass für die angenehmen Dinge keine Zeit wäre! Für das Unangenehme hast Du ja auch Zeit! Also nimm Dir die Zeit für Angenehmes. Für eine Tasse Tee oder Kaffee. Für den Spaziergang in der Sonne. Fürs einfach in der Stille sitzen. Oder fürs Tanzen. Fürs Füße hochlegen… Du weißt am besten, was zu Dir passt. Mach mehr davon!

Komm ins Handeln! Lebe die Theorie: Achte auf Deine Löffel!


Quelle:

[1] Miserandino, Christine: The spoon theory: http://www.butyoudontlooksick.com/articles/written-by-christine/the-spoon-theory/, Abruf am 01.06.2016. // UPDATE 15.04.2022: Die URL ist nicht erreichbar.

[2] Lupus erythematodes, Autoimmunerkrankung, bei der sich die körpereigene Immunabwehr gegen gesunde körpereigene Zellen richtet und dadurch Organe schädigt: https://de.wikipedia.org/wiki/Lupus_erythematodes, Abruf am 01.06.2016.

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Bildquellen

  • 013_BlogImage: Marit Mueller

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