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Coimbraprotokoll und MS – Meine Erfahrungen #02

CP #02 – Präparate I Symptome I erste Kontrolle

Nach meinem Einstieg ins Coimbraprotokoll sind nun rund 9 Wochen vergangen. Zeit für eine erste Rückschau…

Präparate und Routinen

Bereits nach der ersten Woche wechselte ich das Magnesium-Präparat von Magnesiumcitrat zu Magnesiumglycinat. Die Citrat-Verbindung hatte bei mir extremen Durchfall ausgelöst. Nun sitze ich auf dem Präparat, doch sollte ich je unter hartnäckiger Hartleibigkeit leiden, komme ich drauf zurück…

Das Trinken von 2,5 Litern Flüssigkeit ist eine Herausforderung (die aber langsam in Routine übergeht):

  • weil ich das Trinken beinahe verlernt hatte und in der Zeit vor dem Protokoll sehr wenig (zu wenig!) trank
  • weil ich mich vor dem Protokoll so arg an einem Schluck Wasser verschluckte, dass ich eine lebensbedrohliche Atemnot erlebte
  • weil ich aufgrund des Verschluckens nun großen Respekt vor Flüssigem habe und ich das Trinken nicht „nebenbei“ abhandeln kann
  • weil ich also bewusst, in Ruhe und nach Plan trinke, auch weil ich es sonst vergesse

Ich gehe (weiterhin) 2x wöchentlich zur Physiotherapie, an den anderen Tage nutze ich meine Vibrationsplatte. An guten Tagen stehe ich für 10 Minuten drauf, an schwachen Tagen sitze ich davor mit den Füßen auf der Platte.

Die calciumarme Ernährung bereitet mir keine Probleme, seit ich mich an ayurvedischen Ernährungsregeln orientiere, ist mein Konsum von Milchprodukten eh schon stark zurück gegangen.

Was mir nicht gut gelingt, ist das Abschalten, Ruhepausen einlegen, meditieren…

Symptome und Begleiterscheinungen

Seit Beginn des Protokolls erlebe ich eine verstärkte Erschöpfung und Müdigkeit. Immer sagte ich mir: „Fatique? Kenn‘ ich nicht…“ Nun weiß ich’s. Jede Entscheidung und Aktion kostet viel Willenskraft, es gibt Tage an denen nicht viel klappt außer essen, trinken und pullern. Sie fühlen sich an wie verlorene Tage…

Gerade weil ich so viele verlorene Tage habe, meine ich, dennoch etwas reißen zu müssen. Und ertappe mich dann doch beim Prokrastinieren, bei Pseudoproduktivität.

Ich bilde mir ein, dass ich die Übungen in der Physiotherapie nun länger durchhalte. In absoluter mentaler Entspannung gibt es kleine Lichtblicke in Bewegungs- und Koordinationsmustern: einmal habe ich eine 360Grad-Drehung im freien Stand hinbekommen ohne Fuß-Wirrwarr oder Umfallen.

Auch erlebe ich jetzt, was Durst bedeutet und dass mir etwas fehlt, wenn ich durch Termine oder ähnliches mit meinem Trinkpensum „ins Hintertreffen“ gerate. Gleichzeitig ist der Verbrauch von Klopapier sprunghaft angestiegen. Denn was oben reinkommt, muss auch wieder raus, teilweise im 20-Minuten-Takt. Auch das schlaucht und kostet Kraft. Durchgängig an einer Sache dranbleiben schaffe ich mit meinen steten Wanderungen zum Klo nicht.

In der 8. Woche fing ich mir eine Blasenentzündung ein, die mit einem Antibiotikum behandelt wurde (CIPRO BASIS 500, Wirkstoff Ciprofloxacin).

Erste Kontrolle Blutwerte/24h-Urin

Am Reformationstag, 31.1.2017 war dann der Tag meiner ersten 24h-Urin-Sammlung. Im Vorfeld hatte ich mir Rat aus der Schwarmintelligenz der Facebook-Gruppe geholt, mit welchem Hilfsmittel ich denn meinen Urin entspannt und stressfrei auffangen könnte. Ich bekam in kurzer Zeit wahnsinnig viele Ideen und Ratschläge, und entschied mich dann für einen einfachen, konischen Becher ohne Henkel, den ich mit einer ml-Skala versah. Den notwendigen Sammelbehälter und die Monovette zur finalen Probenentnahme habe ich mir durch meine Hausärztin beim Labor bestellt.

Meine Idee war, die Aktion auch für mein eigenes Zweitexperiment zu nutzen: Die Forschungsfrage lautete: Scheide ich in 24 Stunden genau so viel Urin aus, wie ich Flüssigkeit trinke? Also habe ich mir einen Protokollbogen erstellt.

Was ist ein 24h-Urin? Im Grunde das, was der Name sagt: Dabei werden NACH dem Morgenurin (der darf noch ins Klo, Uhrzeit notieren!) alle weiteren Urin-Ausscheidungen aufgefangen und gesammelt. Die Sammlung schließt am Folgetag mit dem Morgenurin ab (Uhrzeit notieren). Eine Probe der wahrlich enormen Menge geht dann ins Labor, um daraus den Wert des im Urin befindlichen Calciums zu bestimmen (scheide ich richtig/zu wenig/zu viel aus).

Dieser Wert des 24h-Urins und weitere Kontrollwerte wurden über meine Hausärztin ans Labor gegeben, deren Auswertung schickte ich wiederum meinem Protokollarzt per Email.

Anpassung der Dosierung

Alles in Ordnung! Nach Rückmeldung des Protokollarztes führe ich das Protokoll nun seit 07.11.2017 mit moderat erhöhter Vitamin D3 Dosis von 45.000 IE weiter. Die nächste Kontrolle mit relevanten Blut-/Urinwerten erfolgt dann in 3 Monaten, Ende Januar 2018.

Ich bin gespannt, ob ich mich weiter an die Trink- und Pullermenge gewöhne und auch welche Veränderungen sich weiter einstellen werden.

Es bleibt dabei, ich übe mich in

„Demut, Dankbarkeit, Gegenwärtigkeit…“


Meine(n) Dosierungsverlauf und aktuelle Präparate findest du auf der Blogseite Coimbraprotokoll, Kapitel 4.

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Bildquellen

  • 000_BlogImage-CP: Marit Mueller

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. M
    Michael Leone

    Hallo Marit,
    Deine Informationen über das Coimbra Protokoll sind, da ich auch das CP bei mir anfangen möchte sehr interesant. Im März 2000 wurde bei mir MS diagnostiziert (SNE). Nach Cortisontherapie wurde mir eine Übersich von Medikamenten gegeben mit der Bitte mir davon eines auszusuchen. Dieses Vorgehen hat mich sehr erstaunt bzw. irritiert – habe dann Betaferon gewählt. Nun ja, was soll ich sagen – ich habe mir das dann 2 Jahre gespritzt und in dieser Zeit alle 2 Monate einen Schub bekommen der mit Cortison behandelt wurde. Ist ja klar das daß die Hölle war. Im nachhinein erfur ich dann ich hätte eine Antikörperbildung gegen dieses Medikament – son pech aber auch…! Danach dann auf Copaxone geswechselt 2002. Bis 2013 gespritzt absolut stabil – fühlte mich fast wie gesund also warum noch spritzen – dann zwei Jahre SpritzenPause – und schließlich einen Schub mit erheblicher Gehverschlechterung. Cortison und dann wieder Copaxone Herbst2015 – und das bis heute.
    Diese neuen Tabletten (Gilenya und so) will ich lieber nicht ausprobieren (hab schon genug mit dem Betaferon durchgemacht) – bin JC positiv (nun ja – sind ja wohl 90% der Bevölkerung).
    CP ist daher wohl die einzige Option – nichts zu machen geht schief wie ich ja selbst erfahren muste.

    Nun, Deine CoimbraProtokoll Berichte sind für mich sehr intersessant. Bei den Protokoll Kosten habe ich irgendwie in der Aufstellung der Laborkosten vermisst. Die schlagen mit ca. 225€ (ungefähr alle 2 Monate) schon ganz schön zu. Alles andere läßt sich schon bewältigen – dafür ist Deine Liste schon sehr hilfreich.

    Mit besten Grüßen
    Micha

    1. M
      Marit Mueller

      Lieber Micha,
      schön, dass du auf meinen Blog gefunden hast und dir meine Beiträge gefallen. Darüber freue ich mich immer sehr.
      Was du bei der Therapieauswahl erlebt hast, deckt sich mit meinen Erlebnissen. Nach der Diagnose 2001 bekam ich die Ansage: 3 Medikamente, alles Spritzen, 2 davon 3x und eines nur 1x pro Woche. Nun, 1 ist kleiner als 3, und mit dieser Rechnung fiel meine Wahl auf Avonex. Bis 2012 blieb ich dabei, dann hab ichs ausgeschlichen…
      Nun zu deiner Anmerkung zu den Kosten. Stimmt, meine ersten 2 Laboruntersuchungen tauchen da nicht auf. Denn die hat meine Hausärztin noch über die Krankenkasse abrechnen können. Ende Januar war nun der nächste Test und der ist privat zu zahlen. Da ich die Rechnung noch nicht habe, kann ich dazu auch noch keine Auskünfte treffen. Eine Black Box also. In meinem nächsten Bericht zum CP werde ich die Kosten natürliche benennen und dann auch in die Kostentabelle aufnehmen.
      Ich freue mich über emsiges Lesen und jede Art der Anregung und Kritik 🙂
      Ich wünsche dir alles Gute und einen reibungslosen Einstieg ins Protokoll!
      Herzlichst,
      Marit

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